Sonntag, 11. Oktober 2009

Irgendwo im Nirgendwo - Die Village






















Nicht nur das indische Leben außerhalb der Stadt für 4 Tage sollte eine Premiere für mich werden, sondern zu allererst mal das Zugfahren! Dicht aneinander gedrängt bekommt man als Gast in indischen Zügen ein spektakuläres Aufgebot an fliegenden Händlern zu sehen, die aber doch eher Unspektakuläres anbieten. Dies wird aber so laut wie nur möglich angekündigt! Somit konnte ich, müde vom morgendlichen Aufstehen um 5 Uhr, nicht wirklich entspannen. Es gab ja auch so viele Leute zu beobachten…
Als wir ausstiegen war ich ganz schön überrascht, da wir uns in einem kleinen, geschäftigen Städchen, aber keineswegs in einem Dorf befanden. Ich hatte aber keine Zeit um Nachzugrübeln, denn schon betraten wir (Robin, ein um einige Zähne ärmer, aber reichlich herzlicher Administrator von Young Men’s Welfare Society und ich) eine kleine, nette Schule. Ob Zufall oder nicht, auf jeden Fall fehlte der Lehrer einer Klasse mit ca. 40 Kindern im Alter von 4Jahren, somit wurde ich sofort eingesetzt. Die Sprachbarriere zwischen mir und den Bengali-Kindern vereinfachte alles nicht wirklich. Nachdem Robin mir aber mit Wörtern wie Kreis, spielen und singen aushalf, habe ich einfach mit Sing- und Klatsch-Spielen angefangen. Und siehe da die Kleinen haben gut mitgemacht! Sie hatten besonders viel Spaß beim Rakete spielen(hierbei steigert die Gruppe sich von leisem Schnipsen und Summen bis zu Klatschen, Trampeln und Geschrei). Als die Schule aus war, war ich echt bisschen geschafft vom vielen Vorsingen und Herumhüpfen, doch meine Ruheoase ließ nicht lange auf sich warten.
Vom kleinen Städtchen aus fuhren wir mit einer Mischung zwischen Motorrad und Kuhkarren immer mehr ins Grüne, bis wir die Villageschool erreichten. Hier konnte ich in der Abendsonne auf einer von Palmen umgebenen Terrasse sitzend die einzige Straße weit und breit beobachten. Ab und zu fuhr dort ein Bus mit Passagieren auf dem Dach vorbei ;)
Obwohl dieser Platz ziemlich einsam gelegen ist, fühlte ich mich nicht sonderlich allein. Udbol, der wie Robin von Montag bis Samstag in der Villageschool lebt und arbeitet, nahm mich jeden Nachmittag mit auf einen Spaziergang um und ins Dorf. Er brachte mich dazu meine wenigen Bengalibrocken an den Dorfbewohnern auszuprobieren und war immer sehr bedacht mir ein paar neue Wörter beizubringen. Manchmal zwang er mich regelrecht zum Sprechen, indem er die Leute auf der Straße fragte ob sie mit mir reden wollten. Sein Englisch, das bröckelhaft, aber verständlich ist, probierte er zum Ausgleich an mir aus oder übersetzte für mich. Bis zum Einbruch der Dunkelheit verweilten wir dann immer im Dorf und ich muss deshalb meine indische Leckereienliste um Penachi (mit frittierten Zwiebeln) und Beguni ( Ich weiß nicht welches Gemüse hier angebraten wurde) verlängern und um Zuckerrohr verkürzen.
Später ließen wir den Abend nach etwas Bengali-Teaching mit englischen, bengalischen und(meinerseits) deutschem Gesang ausklingen. Zu meiner Beruhigung hat sich Robins Hund Mittu auf Kakerlakenjagd spezialisiert, was möglicherweise an seinem Fleischmangel liegen könnte, da er jeden Tag Reis frisst. Ist eben ein echt bengalischer Hund ;)
Die Kinder an dieser „Naturparadiesschule“ sind super! Ich spielte und sang sowohl in der Vorschule als auch nach dem Gemüse-Ruti-Frühstück(!) um 10 Uhr bei den dritt- und Viertklässlern, die mich am Ende meiner Tage gar nicht gehen lassen wollten und mir zum Abschied ganz viele Blumen ins Haar steckten.
Es war ne schöne Zeit in der Natur, aber am Wochenende wieder in der Stadt zu sein, habe ich doch auch genossen.

1 Kommentar:

Hanna hat gesagt…

Namaste
Endlich deine erste Arbeitswoche hinter dir. Jetzt kann der Alltag richtig los gehen.
Bin schon gespannt wie es in deiner "normalen" Schule so zu geht. Vermiss dich und hoff wir sehen uns bald