Mittwoch, 28. Oktober 2009

Busfahren auf indisch


Mein Hauptfortbewegungsmittel neben der Autoriksha ist hier in Kalkutta der Bus. Doch das Busfahren ist hier nicht wie in Deutschland! Es ist anders, nun ja irgendwie… indisch.
Die zahlreichen, meist alten, roten, blauen, gelben oder weissen Busse fuellen die Strassen der Stadt nicht nur mit ihrer Masse sondern auch mit ihrem Laerm. Englische oder bengalische Schriftzeichen schmucken sie und verkuenden ihre Route. Sie halten teils an angezeigten Bushaltestellen, teils an inoffiziellen Stellen, wo sich Menschentrauben angesammelt haben. Manchmal auch nur so kurz, dass man beinahe aufspringen muss um noch mitfahren zu koennen!
Damit ich als verwirrte Fremde, die nicht die geringste Ahnung von diesem riessigen und (fuer mich) verwirrenden Bussystem mit seinen Nummern und Routen hat, am Ziel ankomme gibt es die „Bushelfer“. Man kann sie sich aehnlich wie Marktschreier vorstellen. Doch anstatt ihre Waren anzupreisen rattern sie in einem atemberaubenden Tempo die wichtigsten Haltestellen herunter. Leider sogar fuer manchen Inder unverstaendlich, doch das ist kein Grund zu verzagen! Ich brauche nur einige Zeit an einer Bushaltestelle zu stehen und geduldig die vorbeikommenden Busse nach meiner Wunschhaltestelle zu fragen und schon habe ich den richtigen Bus gefunden. Vorausgesetzt es gibt einen Bus von meinem Standpunkt aus zur Wunschhaltestelle…
Doch ich muss wirklich betonen, die Kalkuttaner sind sehr hilfsbereite Menschen. Sie helfen mir den richtigen Bus zu finden und ich wurde auch schon persoenlich zur richtigen Bushaltestelle begleitet. Somit macht das Busfahren eigentlich fast schon Spaß. Dieser Spaß hoert aber leider auf wenn der Bus zu voll wird. Dann wird’s richtig ungemuetlich. Man muss versuchen im Gedraenge irgendwo Halt zu finden, damit man bei der Fahrt durch die teilweise unebenen Straßen nicht sonstwohin faellt.
Zurueck zu den „Bushelfern“. Sie rattern nicht nur die angefahrenen Stationen herunter, sie leisten auch richtige Kopfarbeit. Jeder Passagier der neu zusteigt wird in ihrem Gedaechtnis „abgespeichert“ um ihn spaeter nicht ohne ein bezahltes Busticket ziehen zu lassen. Wenn ich nicht weiß wann wir an meiner Wunschstation angekommen sind, kann ich sie auch bitten mir Bescheid zu sagen, was auch immer gut klappt.
In manchen Bussen sitzen Maenner und Frauen getrennt. Ist die Maennerseite besetzt, die Frauenseite aber noch frei, darf ein Mann aber auch mal dort sitzen. Kommt jedoch eine sitzplatzsuchende Frau hinzu, muss er seinen Platz raeumen.
Meiner Meinung nach hat man wirklich etwas verpasst, wenn man in Indien war ohne Bus zufahren!

Wichtiger Nachtrag!

Mir ist heute aufgefallen, dass ich mit meinen gefuehlten 60 Kindern gar nicht so falsch lag. Ich habe die Klassengroesse gehoerig unterschaetzt! In der 1.Klasse sind es naemlich 48 Kinder und in KG1 sogar 53 ! Das muss man sich mal vorstellen…

Montag, 26. Oktober 2009

Mein Arbeitsleben

Ja nun hat das richtige Arbeitsleben fuer mich begonnen. Seit ich von der Villageschool zurueck bin, arbeite ich hier in der Young Horizons School in der ich auch wohne. Morgens von 8 Uhr bis halb 2 wird bis Klasse 6 unterrichtet. Die aelteren Schueler bis Klasse 10 kommen erst um 9 Uhr 45, muessen dafuer aber bis 4 Uhr nachmittags bleiben. Die ganz kleinen Nursery- und Kindergarden-kids gehen ab halb 1 nach Hause.
Was viele von euch wohl verwundern wird (außer vielleicht diejenigen, die ihren Freiwilligendienst auch an einer indischen Schule leisten) ist, dass ich mir meine Arbeit sozusagen selbst „suchen“ musste. Ich bekam keinen Stundenplan oder eine bestimmte Klasse zugeteilt, sondern musste in meinen ersten Tagen von Lehrer zu Lehrer, zur Direktorin und wieder zurueck eilen um herauszufinden wo meine Hilfe gebraucht wird. Die Kunstlehrerin war sofort erfreut ueber eine helfende Hand und so kam es, dass ich nun woechentlich 10 Stunden Kunst in den verschiedensten Klassen mit ihr unterrichte. Im Moment laeuft es noch so, dass sie den Unterricht vorbereitet und ich bei der Durchfuehrung helfe. Das ist auch wirklich noetig, denn in manchen Klassen sind einfach 35- 40 kleine Kinder(gefuehlte 60 Kinder) die Handabdruecke oder Blattstempel machen oder Marmorieren wollen. In der Adventszeit habe ich mir vorgenommen mit manchen Klassen Weihnachtskarten, Hexenhaeuser und Aehnliches zu basteln.
Da ich auch schon zuhause Englisch-Nachhilfe gegeben hatte, schlug ich auch hier den Lehrern vor, ihren „schwaecheren“ Schuelern Englisch-Stuetz-Unterricht zu geben. Eine willkommene Idee, schwierig war es nur Zeit in den vollen Stundenplaenen zu finden! Doch die wirklich sehr nette Englischlehrerin der dritten und vierten Klasse, Theresa, verhalf mir zu 4 freien Stunden fuer Stuetzunterricht in ihren Klassen. Diese Woche habe ich also damit begonnen mich um die schwaecheren Schueler zu kuemmern und hier merke ich auch wirklich, dass meine Hilfe gebraucht wird. Es ist einfach nicht leicht bei Klassen von solcher Groeße (35-40 Schueler) darauf zu achten, dass alle mitkommen und trotzdem keiner unterfordert ist. Einige Schueler sind auch schuechtern oder brauchen viel Zeit um zB. Einen Satz zu formulieren. Ich bin froh, dass ich ihnen in den Extrastunden diese Zeit geben kann, denn wenn man Geduld mit ihnen hat, kann man auch kleine Erfolge sehen.
Diesen Stuetzunterricht werde ich auch auf die Klassen 5-7 ausweiten. Mit der gesamten 7.Klasse hatte ich auch schon das Vergnuegen, da die Klassenlehrerin meinte „Ach, die sind alle schlecht. Du musst die ganze Klasse unterrichten.“ Somit stehe ich nun jeden Donnerstagmittag bis um 3 vor diesem Haufen pubertierender Teenager. Ich dachte, es waere einfach Ruhe und Aufmerksamkeit von diesen ja doch schon aelteren Schuelern zu bekommen – aber denkste! Es ist leider nicht ganz so einfach sich Respekt bei teilweise hoehentechnisch groeßeren Schuelern zu verschaffen… Doch ich hoffe bald einen Trick zu finden wie ich alle fuer die englischen Zeiten begeistern kann!
Auch zur „Communicative English class“ geht’s fuer mich jeden Mittwoch. Hier werden Klasse 5 und 6 von einem „etwas speziellen“ Lehrer (wegen dem ich mir in der ersten Stunde echt das Lachen verkneifen musste) in englischer Konversation unterrichtet. Mit diesem Lehrer muss ich wohl noch ausloten wie meine Rolle hierbei aussehen wird. In der letzten Stunde wollte er mich einfach mir nichts dir nichts benoten lassen, was ich aber vorerst dankend ablehnte ;)
Ein weiteres mir zugeteiltes Fach ist das Storytelling, das Geschichten-Erzaehlen, in Klasse 2. Jeden Donnerstag und Freitag in der letzten Stunde komme ich vorbei und erzaehle den Kindern eine Geschichte. Selbstverstaendlich frei und auf englisch mit kleinen schauspielerischen Ausschmueckungen. Total suess haben sich die Kleinen nach der Stunde dann fuer die ersten Geschichten Haensel&Gretel sowie Rotkaeppchen bei mir bedankt. Doch manchmal werden aus diesen suessen Engelchen wahrhaftige kleine Teufelchen, die wild durcheinander schreien, nicht zuhoeren oder still sitzen koennen. Zur Strafe mussten sie dann auf das Ende ihrer Geschichte verzichten. Zum Glueck waren sie in der naechsten Stunde umso gespannter und ich konnte in Ruhe erzaehlen ;)
Auch im Kindergarten KG1 und KG2 soll ich insgesammt 4 Stunden pro Woche mit Storytelling oder Konversation fuellen. Eigentlich ist das ein bisschen unsinnig, da die Kinder wirklich sehr wenig Englisch koennen. Da ich aber ziemlich frei in der Unterrichtsgestaltung bin, bringe ich ihnen vorerst einmal Sing- und Klatschspiele sowie Reime bei. Wie der „Unterricht“ fuers ganze Jahr aussieht, muss ich noch sehen. Vorallem die Kinder aus KG1, sie sind ungefaehr 4 Jahre alt, sind meiner Meinung nach einfach noch zu sehr „Spielkind“, als dass sie in einem Klassenzimmer am Schreibtisch sitzen sollten… Aufgeweckt und ungeduldig wie sie sind koennen sie nicht still sitzen und veranstalten gerne ein rießen Chaos. Das ist auch fuer die Lehrerinnen nicht gerade leicht. Doch die Klassenlehrerin von KG1 ist manchmal wirklich streng und das hat mich auch ein bisschen geschockt. Dauernd haut sie ein Lineal auf den Tisch um zu Wort zukommen und wenn die Kinder ewig brauchen um zB. Einen Kreis zu bilden, werden sie schon mal unsanft herumgeschoben. Ein solcher Moment hat mich echt traurig gestimmt. Doch als ich kurz danach mein Lied angestimmt hab, konnte ich in laechelnde Gesichter blicken, was alles wieder wett gemacht hat.
Natuerlich kann ich das indische Erziehungssystem nicht aendern, aber koennte ich es wuerde ich die Kleinen in einen „Kindi“ wie in Deutschland schicken, mit Spielplatz draußen, Sandkasten, Rutsche und sie mit Baukloetzen oder Puppen spielen lassen, anstatt schon so frueh zu versuchen ihnen das Schreiben beizubringen.
Mein normaler Arbeitstag geht um 8 Uhr oder 8 Uhr 30 los, was mich immer wieder dazu bringt 10 Minuten davor hastig zum Fruehstueck zu rennen. Ich komme morgens leider eher schwer aus dem Bett und vertroedel meine Zeit viel zu oft beim Duschen(kalt!)… Der heiße Tee wird somit typisch indisch erst in die Untertasse gegossen, wo er schnell abkuehlt, und dann weggeschluerft. Heute morgen hab ich deswegen auch eine neue Bengalivokabel fuer „schnell“ gelernt und meine Gastmutter fuegte hinzu, dass dies das wichtigste Wort fuer Indien sei. Alles ginge immer zu gemuehtlich und wenn man etwas wirklich brauche muesse man dieses Wort beherrschen.
Mein Schultag endet dann gegen zwei Uhr (außer Donnerstags erst um 3Uhr) und es gibt erst mal Mittagessen, was mir immer schmeckt, da die liebe Koechin jetzt immer Ruti anstatt Reis fuer mich macht. Nachmittags habe ich dann frei, falls ich nichts fuer die Schule planen muss und so mache ich mich in diesen Tagen auf und erkunde die Stadt...

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Diwali - das Festival des Lichts

Wie der Titel schon sagt, ging es dieses Wochenende hier vorallem farbenfroh beleuchtet und laut zu. Am Samstag abend war ich bei Sumita, die hier im Office arbeitet und wir haben, als es gegen 6 dunkel wurde, in allen Fenstern Kerzen angezuendet und auch in jedem Zimmer musste eine Kerze brennen. Sie erklaerte mir aber, dass sie damit nur eine stark abgeschwaechtes Ritual vollziehe. Wir teilten dann die Suessigkeiten, welche sie zuvor einer Goettin geopfert hatte. Vor dem Verzehr hebt man die Speise erfuerchtig auf Stirnhoehe, dann auf Halshoehe, erst dann kommt sie in den Mund.
Spaeter brannten im ganzen Treppenhaus Kerzen als wir spaeter aufs Dach stiegen um das Feuerwerk, das mich stark an Silvester bei uns erinnerte, anzuschauen. An jeder Straßenecke konnte man alle Arten von Feuerwerkskoerpern erstehen, obwohl das Anzuenden der lauten Boeller offiziel verboten ist. Ich erfuhr dies auf Grund einer SMS, die ich hoechstpersoenlich von der kalkuttanischen Polizei erhielt.
Seit Samstag hat dieses Feuerwerk nun nicht aufgehoert, denn es gab noch einen weiteren Anlass fuer die Bengalen um zu feiern: Die Kali-puja. Die Pannels waren nicht so zahlreich und groß wie bei der Durga-puja, aber man konnte sie trotzdem ueberall finden, nicht zuletzt wegen der lauten Musik. Am Sonntag betrat ich zum ersten Mal einen kleinen Kalitempel. Selbstverstaendlich ohne Schuhe! Ich bekam eine gesegnete Blume geschenkt, einen roten Punkt aus die Stirn und natuerlich eine praechtige Figur der Goettin Kali zu sehen. Nach und nach werden nun die Kalistatuen in Fluessen versenkt und irgendwann werden wohl auch die abendlichen Knallgeraeusche der Boeller aufhoeren…

Sonntag, 11. Oktober 2009

Irgendwo im Nirgendwo - Die Village






















Nicht nur das indische Leben außerhalb der Stadt für 4 Tage sollte eine Premiere für mich werden, sondern zu allererst mal das Zugfahren! Dicht aneinander gedrängt bekommt man als Gast in indischen Zügen ein spektakuläres Aufgebot an fliegenden Händlern zu sehen, die aber doch eher Unspektakuläres anbieten. Dies wird aber so laut wie nur möglich angekündigt! Somit konnte ich, müde vom morgendlichen Aufstehen um 5 Uhr, nicht wirklich entspannen. Es gab ja auch so viele Leute zu beobachten…
Als wir ausstiegen war ich ganz schön überrascht, da wir uns in einem kleinen, geschäftigen Städchen, aber keineswegs in einem Dorf befanden. Ich hatte aber keine Zeit um Nachzugrübeln, denn schon betraten wir (Robin, ein um einige Zähne ärmer, aber reichlich herzlicher Administrator von Young Men’s Welfare Society und ich) eine kleine, nette Schule. Ob Zufall oder nicht, auf jeden Fall fehlte der Lehrer einer Klasse mit ca. 40 Kindern im Alter von 4Jahren, somit wurde ich sofort eingesetzt. Die Sprachbarriere zwischen mir und den Bengali-Kindern vereinfachte alles nicht wirklich. Nachdem Robin mir aber mit Wörtern wie Kreis, spielen und singen aushalf, habe ich einfach mit Sing- und Klatsch-Spielen angefangen. Und siehe da die Kleinen haben gut mitgemacht! Sie hatten besonders viel Spaß beim Rakete spielen(hierbei steigert die Gruppe sich von leisem Schnipsen und Summen bis zu Klatschen, Trampeln und Geschrei). Als die Schule aus war, war ich echt bisschen geschafft vom vielen Vorsingen und Herumhüpfen, doch meine Ruheoase ließ nicht lange auf sich warten.
Vom kleinen Städtchen aus fuhren wir mit einer Mischung zwischen Motorrad und Kuhkarren immer mehr ins Grüne, bis wir die Villageschool erreichten. Hier konnte ich in der Abendsonne auf einer von Palmen umgebenen Terrasse sitzend die einzige Straße weit und breit beobachten. Ab und zu fuhr dort ein Bus mit Passagieren auf dem Dach vorbei ;)
Obwohl dieser Platz ziemlich einsam gelegen ist, fühlte ich mich nicht sonderlich allein. Udbol, der wie Robin von Montag bis Samstag in der Villageschool lebt und arbeitet, nahm mich jeden Nachmittag mit auf einen Spaziergang um und ins Dorf. Er brachte mich dazu meine wenigen Bengalibrocken an den Dorfbewohnern auszuprobieren und war immer sehr bedacht mir ein paar neue Wörter beizubringen. Manchmal zwang er mich regelrecht zum Sprechen, indem er die Leute auf der Straße fragte ob sie mit mir reden wollten. Sein Englisch, das bröckelhaft, aber verständlich ist, probierte er zum Ausgleich an mir aus oder übersetzte für mich. Bis zum Einbruch der Dunkelheit verweilten wir dann immer im Dorf und ich muss deshalb meine indische Leckereienliste um Penachi (mit frittierten Zwiebeln) und Beguni ( Ich weiß nicht welches Gemüse hier angebraten wurde) verlängern und um Zuckerrohr verkürzen.
Später ließen wir den Abend nach etwas Bengali-Teaching mit englischen, bengalischen und(meinerseits) deutschem Gesang ausklingen. Zu meiner Beruhigung hat sich Robins Hund Mittu auf Kakerlakenjagd spezialisiert, was möglicherweise an seinem Fleischmangel liegen könnte, da er jeden Tag Reis frisst. Ist eben ein echt bengalischer Hund ;)
Die Kinder an dieser „Naturparadiesschule“ sind super! Ich spielte und sang sowohl in der Vorschule als auch nach dem Gemüse-Ruti-Frühstück(!) um 10 Uhr bei den dritt- und Viertklässlern, die mich am Ende meiner Tage gar nicht gehen lassen wollten und mir zum Abschied ganz viele Blumen ins Haar steckten.
Es war ne schöne Zeit in der Natur, aber am Wochenende wieder in der Stadt zu sein, habe ich doch auch genossen.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Das indische Essen und ich

Tja, beste Freunde sind das indische Essen und ich bis jetzt noch nicht so ganz geworden. Doch einige Leckereien, die ich schon entdeckt bzw fuer mich gewonnen habe, sind : Loutchi (handtellergrosses, teigiges, helles, etwas fettiges Gebaeck), Ruti/Capati (eine Art Fladenbrot mit dem Gemuese oder sonstiges gegessen wird), Dosa (es sieht aus wie gebackenes Papier, schmeckt aber lecker mit nem guten Dip) gebratene Auberginen, kleine, besonders leckere Bananen und Mangosaefte.
Was man hier ueberhaupt nicht trinken kann ist Milch! Wenn irgendein Inder mal unsere Milch trinken wuerde, egal ob sie richtig Frisch ist oder H-Milch aus dem Tetrapack, dann wuerde man in Indien keine Milch mehr verkaufen koennen! Bei uns in der Familie gibt es sowieso keine Milch, vielleicht genau aus diesem Grund.
Mit den (frischen) indischen Suessigkeiten ist es so eine Sache. Manche sehen echt lecker aus aber unter den 6 verschiedenen Sorten, die ich bisher probiert hab, war keine, welche mir echt geschmeckt hat. So lehne ich nun meist dankend ab, wenn mir zB. Diese zaehen, eigentlich wenig suessen in waessrigem Sirup eingelegten Baellchen angeboten warden und kaufe mir meine Suessigkeitenration in einem Supermarkt.
Nicht zu vergessen ist der Reis. Die Bengalen lieben Reis! Das kann man an ihrem ausserordentlichen Konsum sehen. Hier gibt es wirklich jeden Tag Reis, Reis und nochmal Reis. Dabei hat er gar keinen grossen Geschmack und ist je nach dem auch noch pappig… Ich fiehl fast aus allen Wolken als Putul auf meine Frage nach ihrem Lieblingsessen grinsend mit “Rice!” antwortete. Zum Glueck konnte ich der Koechin auf Bengali schon klarmachen, dass ich Ruti sehr gerne esse und somit kann ich den Reis aussparen, wann immer es Ruti gibt.
Hier in der Familie gibt es gutes Essen, aber leider ist es oft aehnlich. Also ich kann mich nicht beklagen, aber ein Feuerwerk fuer den Gaumen ist es auch nicht gerade. Eigentlich ziemlich okay, wenn ich nicht zufaellig auf ein Stueck Chili beisse, denn da wirds mir echt ganz anders…
Oftmals probiere ich etwas ganz Neues, wie heute. Ich habe Schrimps gegessen von denen ich eigentlich dachte ich wuerde sie nicht moegen. Der gute Geschmack muss an der Zubereitung liegen, hier gelten sie naemlich als Delikatesse!
Ich war in den letzten Tagen mit Rikki, meiner ersten indischen Freundin, die ich schon im Flieger nach Kalkutta kennengelernt habe, unterwegs. Sie kommt nicht aus West Bengal, sondern aus der Naehe von Delhi und ist auch kein so grosser Reisfan wie ich. Da ich schon lange nichts anderes gegessen hatte, sind wir auf kulinarische Streifzuege in diversen Citycentern gegangen und ich habe seit langem mal wieder Pasta, Pizza, Crepe, Salat, Kuchen und Eis gegessen, was mich echt beglueckt hat ;) Also geniesst diese Delikatessen bewusst, ihr lieben in Europa-Gebliebenen!

Indien und der Terrorismus

Was ich hier deutlich bemerken musste, ist die Angst der Inder vor Terroranschlaegen. Ich musste anstrengende Prozeduren ueber mich ergehen lassen und viele Dokumente vorlegen um mich hier zu registrieren oder auch nur um eine SIM-karte fuer mein Handy zu bekommen. (ja, ihr koennt mich anrufen! Fragt meine Eltern oder mich per Email nach der Nummer.. )
Wenn man mit dem Auto in einer Einkaufsmall parken will, muss man den Kofferraum oeffnen und es gibt einen “Spiegler”, welcher mit Hilfe eines Spiegels nach potentiellen Bomben unter dem Auto Ausschau haelt. Die Metalldetektoren am Eingang sind schon voellig normal.
Als meine Gastmutter mich nicht auf dem Handy erreichen konnte, waehrend wir in den Menschenmassen rund um die Puja-Pannels steckten, hatte mein Gastvater eine moegliche Erklaerung parat. Er meinte, dass die Polizei das Handynetz an diesen vollen Plaetzen rund um die Pannels lahm gelegt haette um zu verhindern, dass per Fernzuender eine Bombe hochgehen koenne.
In den deutschen Medien hoert man ja auch immer wieder vom Terrorismus, aber dass die Vorsichtsmassnahmen in Indien so gross sind, haette ich nicht erwartet.

Kalkutta steht Kopf

Ja, hier waren die letzten Tage von Freitag bis Montag oder Dienstag wirklich alle Bengalen aus dem Haeuschen. Denn es war Zeit fuer die Durga Puja, das groesste Festival im Staat West Bengal. Ueberall in der ganzen Stadt konnte man kleine oder riessige Pannels (das sind kunstvoll aufgebaute Tempel) finden. Ich habe insgesamt wohl rund 15 Pannels gesehen, in ganz Kalkutta gab es aber hunderte (oder gar tausend?). Die Menschen haben wirklich unglaublich viel Muehe, Zeit und Arbeit in die Dekoration und den Bau der Pannels gesteckt. In den Pannels befinden sich die Goetterstatuen. Die Goettin Durga mit den 10 Haenden ist in der Mitte umringt von anderen Goettern wie Lakshmi oder Ganesha. Es gibt einen grossen Wettstreit wer das schoenste, groesste und prachtvollste Pannel gebaut hat.
Ich hatte die Moeglichkeit mit drei Bussen voller Kinder am Freitag- und Samstagmorgen fuenf der groessten Pannels zu besichtigen. Und schwups war ich am naechsten Tag mit Foto in der Times of India, einer grossen Zeitung, die diesen Ausflug fuer unterpriviligierte Kinder sponsorte ;)
Auch am Abend war ich mit Putul, der etwas schuechternen, freundlichen und (zum Glueck) Englisch sprechenden, Tochter der Koechin meiner Gastfamilie zu Fuss unterwegs um noch mehr Pannels zu sehen. Nach Sonnenuntergang sieht man vorallem die schoene Beleuchtung, da tausende von Lichterketten aufgehaengt worden sind. Je spaeter die Stunde, desto voller wurde alles und die Plaetze rund um die Pannels verwandelten sich in kleine Jahrmaerkte. Es wurden Ballons verkauft, Essen angeboten oder man konnte sich Henna-tatoos am Strassenrand machen lassen. Da alle Inder so verrueckt nach dem Besuch der Pannels sind, kam ich mir vor als stuende ich im Europapark in der Schlange zur Wildwasserbahn. Nur leider ist die Attraktion sehr kurz : Man betritt den Tempel, hat die Moeglichkeit einen schnellen Blick auf die Goetter zu werfen (manche Hindus verneigen sich kurz) und wird schon wieder zum Ausgang gedraengt. Es war sehr interessant all diese Pannels zu sehen, aber so ganz entusiastisch, wie die Inder, lies mich dieser Trubel nicht werden…
Nach einigen Tagen wurden die Goetter auf Waegen weggezogen und in den Fluss geworfen. Ds wars dann mit der Puja, aber die Durga Puja ist ja bekanntlich nicht die einzigste Puja hier…